Kontaminierte Sprache

(Im Februar 22 geschrieben, ich glaube, es sollte geposted werden…)

Gerade von meiner Tochter angefragt worden, „sag mal, ‚Kraft durch Freude‘ ist das nicht eigentlich von den Nazis?“ Tja, so ist es. Und nun hört man so ähnlich Sachen auch aus schrägen Ecken. Aber nun mal ehrlich, es ist ja nun auch einmal so, dass man ohne Freude, aus einer negativen Stimmung heraus, weniger konstruktive Kraft aufbringen kann.
Das findet sich z.B. auch in der Psychotherapie, in der man eher durch „Annäherungsziele“ als durch „Vermeidungsziele“ vorankommt.
Ich habe das Gefühl, dass im Moment viele Begriffe politisiert, Lagern zugeordnet und damit kontaminiert werden, so dass auch automatisch der Sprecher einem Lager zugeordnet wird. Ich werte das als ein Zeichen gesellschaftlicher Spaltung.
Mit dem Aufkommen der „Querdenker“-Bewegung habe ich es zum ersten Mal als echte Ohrfeige empfunden und wahrgenommen. Hätte ich mich doch sonst auch eher gerne zum „lateral thinking“ aufgefordert gesehen, was man in den letzten 50 Jahren auch mit „querdenken“ hätte übersetzen können (Im Kontrast zu „linear thinking“).
Das Unbehagen, mich durch bestimmte Begriffe selbst einem bestimmten Lager zuzuordnen, wird größer. Im 3. Absatz habe ich z.B. mein Zögern gespürt, als ich „der Sprecher“ geschrieben habe. Das habe ich dann so gelassen, um jetzt beispielhaft darauf zurückzukommen. Egal, was ich schreibe, es ordnet mich ein. Schreibe ich „die SprecherIn“, „die Sprecher*in“, „der oder die Sprecher(-in)“, „die Sprecherin“? Völlig gleichgültig, alles erzeugt eine Gruppenzuordnung.
Meine Sorge ist, dass dies dazu führt, dass Gedanken gar nicht mehr frei formuliert und ausgesprochen werden.
Meine Hoffnung dabei ist, dass es wohl Studien gibt, die belegen, dass die Verwendung genderbewusster Sprache die Kognition fördert.
Hoffentlich führt das insgesamt nicht dazu, dass zwar die Kognition verbessert ist, aber die Kommunikation und damit die Verständigung und zuletzt auch das Verständnis und der Frieden gefährdet wird…

Inflation – Umverteilung von unten nach oben…

Schleichende Enteignung ist der Titel eines Kommentars aus der Zeit vom 4.8.22 von Kolja Rudzio. Und ich habe wieder mal etwas verstanden. Aufgrund des Konzeptes der Steuerprogression führt Inflation unmittelbar zu einer Verschiebung von Kaufkraft von geringer verdienenden zu Spitzenverdienern. Das war mir nicht so klar:

Inflation: Das Geld wird weniger wert – heißt: Die Güter werden teurer, die Löhne steigen (wahrscheinlich natürlich verzögert? davon würden bereits diejenigen profitieren, die das Geld unmittelbar über die Güter beziehen und keine Gehälter bekommen. Vermutlich ist der Absatz natürlich auch wieder geringer…). Wer kein Spitzenverdiener ist, rutscht in einen höheren Einkommensteuersatz. Nur wer Spitzenverdiener ist, also bereits den Spitzensteuersatz zahlt, erhält keine Steuererhöhung.

Das ist schräg. Oder direkter: massiv ungerecht.

Man könnte auch besonders das kalte Kotzen bekommen, dass der Spitzensteuersatz in den letzten Jahrzehnten wieder gesenkt worden ist.

URL https://tools.wmflabs.org/magnus-toolserver/commonsapi.php?image=Historie_Steuersätze_ESt_USt_D.jpg&thumbwidth=525 kann nicht abgerufen werden

 What about: Ein Steuermodell, dass das vermeidet?

Man müsste ein Modell entwickeln, dass mit steigendem Einkommen nicht einen Spitzensteuersatz erreicht, sondern mit steigendem Einkommen asymptotisch gegen 100 % geht.

Protest Protest – man kann doch nicht… Doch, man könnte. Vermutlich muss man aber die Besteuerung modifizieren.

Im Grunde kann man es ja auch so sehen: Einkommen, die die Kosten für einen „normalen“ Lebensunterhalt überschreiten, bedürfen der besonderen Rechtfertigung,. Damit meine ich jetzt keine juristisch genau fassbare Rechtfertigung. Hier gibt es Rechtfertigung im Spektrum von: Versorgung von Kindern, die kein eigenes Einkommen haben. Erhalt der psychischen Stabilität durch Freizeitaktivitäten. Vorsorge für eigene Situationen mit erhöhtem Bedarf und fehlendem Einkommen (Alter). Rücklagen. Subjektives Sicherheitsbedürfnis etc.

Das ist auch offensichtlich etwas, was einerseits die Gesellschaft von Menschen mit hohen Einkommen erwartet, andererseits auch etwas, das Menschen mit exorbitanten Einkommen von sich selbst erwarten: Verantwortung zu übernehmen. Das ist zwar ein Mix aus sozialem Engagement und Machtausübung, aber der soziale Aspekt wird zumindest gesehen und geäußert.

Im Idealfall ist es bereits jetzt so, dass massiv überschüssiges Einkommen oft gemeinnützig eingesetzt wird. Das könnte man zur Verpflichtung machen, dass z.B. bei Allerhöchstverdienern der Spitzensteuersatz unmittelbar als Einkommensteuer dem Staat zur Verfügung gestellt wird, und der Differenzbetrag zu dem Plus-Spitzensteuersatz unter Mitbestimmung des Verdieners eingesetzt werden könnte.

Z.B.: Einkommen von 1.000.000 € Brutto/ Jahr. Derzeit gehen als Einkommensteuer 550000 € / Jahr weg, 450000 € im Jahr bleiben übrig. (Werbungskosten, Betriebskosten sind ja bereits abgezogen – das ist tatsächlich das Geld für den Lebensunterhalt! Damit käme ich nicht nur aus, ich wüsste auch nicht, wie ich es für mich ausgeben sollte).

Angenommen, der Steuersatz wäre bei 90 % in dieser Einkommensstufe, dann wären 100000 € für den allgemeinen Lebensunterhalt (damit käme ich auch noch eher zu gut klar) und man würde 450000 € direkt an den Staat abführen und wäre verpflichtet, 450000 € gemeinnützig zu investieren.

Ich vermute ohnehin, dass die Menschen mit diesen Einkommen dies Geld investieren. Der Unterschied läge darin, dass hier mehr Transparenz entsteht, und eine Verpflichtung der Investitionen zur Gemeinnützigkeit bestünde. Ich glaube, das täte der Welt ziemlich gut…

Zu viel Corona zu wenig Musik

auf meiner Seite. Sorry, muss mir gerade zwei Gedanken aus dem Hirn wegschreiben.
Zentral wichtig bleibt: Gegen die Spaltung anarbeiten, den Blick für den Zusammenhalt und das Verbindende schärfen! Das ist zwar unglaublich anstrengend, aber langfristig heilsam. Schwarz-Weiß-Denken und Abspalten ist nur kurzfristig entlastend und darf nur als gelegentliche Süßigkeit genascht werden, die Suchtgefahr ist hoch!

Zwischenschritte!

Im Gespräch – ich bin, was Fakten angeht, im Moment überhaupt nicht up to date, sorry. Darum geht’s hier heute auch nicht: Wenn… die ungeimpften das Virus länger und intensiver bei einer Infektion verbreiten als die geimpften… dann müssen alle geimpft werden. STOP

Nein: Dann wäre es interessant, ob das auch dazu führt, dass mehr Infektionen daraus resultieren. Dann wäre es interessant, welche Folgen die hieraus resultierenden Infektionen habe. Wenn diese schlimm sind, wäre es interessant, was man tun kann, um diese Folgen zu verhindern. Wenn man Maßnahmen überlegt, ist es wichtig Nutzen und Risiko abzuwägen.

Und dann kann man schauen, welche Konsequenzen man zieht.

Schwarz, Weiß – beides nicht sehr lebensnah…

Die Verrücktheit, mit der ungeimpfte Infizierte bei Aufnahme auf die Intensivstation kurz vor ihrem Tod noch gegen die Testung protestieren…

… basiert auf der selben gedanklichen Einengung, wie die des Diskurses, in dem ignoriert wird, dass sich durch den Druck der Maßnahmen am Rand immer wieder Menschen radikalisieren, gewalttätig werden und ebenfalls Todesfälle verursachen.

Und wie verrückt ist es, dass Menschen mit Schildern „Gegen Polizeigewalt“ und „Gegen Nazis“ gewaltsam aufeinander losgehen, weil sie zufällig verschiedenen Lagern angehören.an der zunehmenden Gewalt in der Polarisierung sterben,

Cyanotypie

Habe letztens einmal die Cyanotypie (zu Details siehe Wikipedia) wieder rausgekramt und einige Überraschungen dabei erlebt. Zunächst einmal habe ich mit Hilfe unbekannter Chemikalienpötte aus dem Keller und Bestandteilen des Chemiekastens meiner Tochter versucht, ohne neuen Einkauf eine Cyanotypie herzustellen. Ich hatte von einer Freundin so grünlich-bläuliche Kristalle, die verdammt nach Eisenionen aussahen, was sicher richtig war… aber naja… Mit Ätznatron, Ammoniak und Wasserstoffperoxid daran herumgebastelt, hat ziemlich gestunken und sicher hätte man mal mit Waage etwas quantitativer da ran gehen sollen… Mit meiner Tochter, die dies als Projekt für die Schule genutzt hat, ging es ans Werk.

Versuchsweise wollte ich mir einen Einstein auf ein T-Shirt belichten. Zum Schluss gab es immerhin ein T-Shirt mit einem erkennbaren Einstein drauf… Immerhin keine Rezeptur benötigt, und auch kein Eisen-III in den Ausgangssubstanzen, was auch das Grundproblem war – dieses überhaupt erst herbeizureduzieren, ohne nachher das Eisen-III aus dem Blutlaugensalz zu zerstören.

Erster Versuch direkt nach dem Belichten (mit offenbar auch Eisenhydroxid, was die Farben angeht…). War leider instabil, ging mit Wasser sofort wieder weg.
Zweiter Versuch. Einstein auch nach Auswaschen noch erkennbar, die Ästhetik ließ aber noch sehr zu wünschen übrig.

Dann haben wir doch die korrekten Ausgangschemikalien besorgt, das Ergebnis hatten wir zügig und Kontraststark im zu erwartenden Berliner Blau:

Vorbereitet hatten wir auch Leinwände, die wir jedoch ein paar Tage lagern mußten. Dabei sind sie schon komplett blau geworden, auch unter Lichtabschluss. Nun habe ich mich viel später den Leinwänden gewidmet und Überraschungen erlebt:

Tatsächlich waren die Leinwände noch (licht?)empfindlich, aber… (leider habe ich davon kein Foto) die belichteten Stellen waren hell, die nicht belichteten tiefblau. Viel Licht habe ich auch nicht draufgegeben, es war nur am Kellerfenster…

Anscheinend war da etwas, das dazu führt, dass es unter Licht zu einem Ausbleichen kommt (oder war es die Luft?). Ok, dachte ich, auch hübsch, und habe die Leinwände unter Wasser gespült. Tja, damit waren die Bilder weg… ohne, dass in der Spüle blaues Pigment gelandet wäre, das Wasser zeigte die minimale Gelbfärbung vom roten Blutlaugensalz.

Blau waren die Leinwände trotzdem noch, und nachdem offenbar noch nicht umgewandeltes rotes Blutlaugensalz da war, habe ich einfach noch einmal Schraubenschlüssel und später noch zusätzlichen Krimskrams draufgelegt. Diesmal ging es ungefähr in die erwartete Richtung:

Belichtet habe ich übrigens von der Vorderseite… Wie erwartet sah dann allerdings nur die Rückseite aus: Berliner Blau, wo Licht draufgekommen ist, wenig Berliner Blau im Schatten (=hell/weiß). Auf der Vorderseite sieht man: Die eher dunkelgrauen Stellen von der ersten Belichtung – an den Stellen, wo Schatten war, hellblau, wo immer Licht draufgekommen ist, und eher so Cyan, wo bei der zweiten Belichtung Schatten war (Schraubenschlüssel).

Auf eine gute Erklärung wäre ich neugierig. Wesentlicher Aspekt ist natürlich die Beschichtung der Leinwand. Schwierige Fragen bleiben aber bezüglich der Wasserlöslichkeit der verschiedenen Gemische. Warum ist das unbelichtete Graublau sowohl beim ersten Mal als auch beim zweiten Mal gegen das Abwaschen stabiler als der Rest? Warum imponiert der Schraubenschlüssel auf der Vorderseite dunkler als die Umgebung?

Nachtrag: Stunden später sieht die Leinwand so aus. Außer einer relativen Trocknung und weiterer mäßiger Zufuhr von Energie in Gestalt von einer eher mäßigen Lichtmenge und Wärme sollte nichts passiert sein…

Trocknungsprozess

Das entspricht im Grunde eher wieder den Erwartungen: Das Gerümpel ist sichtbar (warum jetzt erst?), es ist heller als der Hintergrund, tja und die grauen Elemente kontrastieren nur noch auf den zweiten Blick.

Zur Wasserlöslichkeit der Gemische muss man nun noch die unterschiedliche Farbwirkung je nach Wassergehalt (weiter noch fühlbar feucht) mit berücksichtigen.

Flatten the curve

Warum ich gerade jetzt daran denken muss, weiß ich nicht.

Ich erinner mich noch daran, wie im März 2020 gesagt wurde. Wir können das ohnehin nicht stoppen. Wir werden uns fast alle Infizieren, es geht nur darum, es zu verlangsamen („flatten the curve“), dann werden die Intensivstationen nicht dekompensieren und man kann die schweren Fälle besser behandeln.

Die Kurve ist dann extrem viel flacher ausgefallen als erwartet, was offensichtlich dazu geführt hat, dass viele mutierte Virustypen auf weiterhin auf eine Bevölkerung trifft, die bislang noch überhaupt keinen Kontakt zum Virus hatte. Bielefeld ist aktuell ziemlich dunkelrot markiert, aber bisher haben lt. Robert-Koch-Institut immer noch keine 5 % der Bevölkerung eine Corona-Infektion in den letzten 1 1/2 Jahren gehabt (4,88 % zum 14.8.21).

Wenn die Impfung tatsächlich so schlecht gegen die Infektion wirkt, sind über 95 % der Bevölkerung problemlos infizierbar. Zumal viele Impfungen inzwischen ja auch mehr als 1/2 Jahr her sind.

Die ganzen Maßnahmen sind weiter eingreifend und bunt. Ich bin das sonst aus der Medizin wirklich nicht mehr gewöhnt, dass nach Gutdünken alles ausprobiert wird, was vielleichthelfen könnte, und wenn’s das nicht tut, ein bisschen mehr Druck gemacht – nach dem Motto „viel hilft viel“. Eigentlich macht man doch heute in der Medizin nur noch das was, Evidenzbasiert gut genug abgesichert ist, am besten im Doppelblindversuch, aber doch zumindest mit einer Kontrollgruppe, wenn es nicht anders geht. Allein schon weil man, wenn man das nicht täte, wegen grober Verletzung der Sorgfaltspflicht drangekriegt würde.

Schade, dass das nicht für die aktuellen bevölkerungsweiten Maßnahmen gilt. Aber hier werden ja auch nicht nur wenige Menschen „behandelt“, sondern viele Millionen, und da alle dann in einem Boot sitzen kann man sich schwerer wehren. (?, das ist völlig unlogisch). Schade, dass das nicht so schnell erfasst wird. (Aber ich frage mich, ob das nicht schon fast signifikant ist, dass wir in den letzten über 10 Jahren in einer Teamsitzung nie mehr als einen Fall bzgl. Unterstützung Hinterbliebener nach Suizid hatten, und letzte Woche in einer Sitzung drei. Zufall, solange es dabei bleibt. Und die Ursachen sind ja auch völlig unklar.)

Aktuell: Man stellt fest: die Impfungen helfen gar nicht so gut. Also wird mehr Druck auf die Ungeimpften ausgeübt, dass sie sich endlich impfen lassen. Es ist immerhin gut, dass die Tests für die geimpften kostenlos bleiben. Weil ja die Impfungen nicht gut funktionieren, muss man ja auch besonders die geimpften weiter testen. (Aber das verlangt doch gar keiner…)

Ok, zugegeben, die Impfungen helfen nicht besonders gut, die Ausbreitung des Virus zu stoppen, aber schwere Verläufe sind doch so wie ich es verstanden habe, deutlich seltener. Alles klar: Deswegen werden jetzt auch die Kinder verstärkt geimpft. Nein, das ist auch nicht logisch, die Kinder haben doch gar nicht so sehr die schweren Verläufe. Oder wie nun.

Logisch und zielgerichtet erscheint mir das nicht. Und das ist ja beruhigend. Das spricht nämlich sehr klar dafür, dass keine der Verschwörungstheorien auch nur ansatzweise plausibel ist. Im Prinzip haben wir es doch nur mit kopfloser Panik zu tun, und das ist uns vertraut, das ist nichts neues.

Also sollten wir diesen ganzen Quatsch ein bisschen weniger gewichten und die ernsten Probleme in den Fokus nehmen, die uns eher bedrohen könnten, nämlich die inzwischen in eine eigendynamische Steigerung einmündende Zerstörung unserer Umwelt.

… und ich muss Essen machen… die Familie mosert. 😉

Wasser

Warum investiert man Milliarden (oder sind es inzwischen schon Größenordnungen mehr?) in die Bekämpfung einer Pandemie, die man vor 50 Jahren noch weitgehend ignoriert hätte (so habe ich das über eine schwere Grippewelle Ende der 60er Jahre gelesen), während sich parallel durch den Klimawandel abzeichnet, dass in den nächsten 50 Jahren man wahrscheinlich nur den Kopf darüber schütteln wird, warum man jetzt die Prioritäten so gesetzt hat?

aus meinem Post Risiko vom 1. Mai…

Ich bin entsetzt… natürlich war mir klar, dass es nicht 50 Jahre dauern wird, dass klar wird, dass die Prioritäten anders gesetzt werden müssen, aber dass die Ohrfeige so schnell kommt, erschrickt mich doch sehr…

Es kostet mich schon große Anstrengung, nicht starr zu werden, und das wird eine der größten Herausforderung für jeden einzelnen, aber auch für die Gesellschaft sein: die Augen offen zu behalten, ausreichend weit sehen und spüren zu können, ohne in Lähmung zu fallen – offen zu bleiben, nicht zu spalten, selbst ganz zu bleiben.

Ein wunderschöner Abendhimmel

Nein, leider habe ich kein Photo gemacht.

Endlich – nach langer Ausgangssperre wieder abends mit dem Fahrrad unterwegs, über den Feldern ein violett bis türkis schimmernde Abendhimmel.

Und dann fährt mir doch der Schreck durch die Glieder, obwohl ich eigentlich sicher bin, dass die Ausgangssperre aufgehoben ist: Es ist 22 Uhr, ich befinde mich außerhalb des Kreises, in dem ich Lebe. Kaum Menschen auf der Straße.

Ich spüre die Paranoia in mir aufsteigen: Die Menschen (ausschließlich Menschen, die ihre Hunde spazieren führen, praktisch keine Autos unterwegs) schauen mich so merkwürdig an. Ja, explizit ist nur Joggen erlaubt worden, nicht Fahrradfahren, aber doch auch tatsächlich einzelne sportliche Betätigung. Das fällt darunter.

Noch bizarrer wird es, als ich in einem weiteren Großdorf die Kirchenglocken um 23 Uhr läuten höre. Ab jetzt wäre es strafbar, wenn ich mich geirrt haben sollte.

Am Abend kann ich das noch gut distanzieren, bin in Bewegung, freue mich über den Himmel, die Luft, das Quaken der Frösche.

Jetzt heute früh kommt es mir ganz entsetzlich hoch, sehe mich im Wald verstecken, die maskierten Häscher hinter mir her. Was für ein albernes aber auch beklemmendes Bild.

Es liegt schwer wie Blei auf meiner Brust.

Risiko – sicher nicht zum letzten Mal

Vor ein paar Tagen habe ich über die Inkaufnahme von Risiken geschrieben.

Ein wahrlich schönes Thema, ideal, um sich darin zu üben, Schwarz-Weiß-Denken zu verlassen.

Irgendwie fühlt sich das tägliche Leben so an, als ob ich immer mehr bevormundet werde, was die Erlaubnis, mich selbst zu gefährden, angeht.

Bei meiner Suche nach Beispielen fällt mir auf, dass es offenbar auch früher viel mehr Erlaubnis gab, mich zu gefährden. Ich erinnere mich sehr gut, dass ich als kleines Kind nie angeschnallt war, da unser Auto auf der Rückbank gar keine Gurte hatte. Es war dann schon wohl nicht erlaubt, im Kofferraum eines Kombi mitzufahren, passiert ist das trotzdem.

Dass nach Stürmen über Monate ganze Landstriche wegen der Gefahr umstürzender Bäume gesperrt werden, scheint mir auch neu zu sein. Das kann natürlich auch mit dem Klimawandel zu tun haben. Vielleicht sind früher die Bäume nicht so zahlreich umgefallen. Ich habe aber den Eindruck, dass es mehr darum geht, dass man heute erfolgreicher jemanden im Schadensfall haftbar machen kann.

Es wird vom Individuum heute nicht mehr verlangt, dass es selbst weiß, was gefährlich ist und was nicht, es wird versucht, die Risiken durch äußere Regeln zu minimieren.

Dass man mit unkontrollierbaren Risiken leben muss, ist vermutlich ein tabuisierter Satz. (Ich spüre förmlich, dass ich ihn relativieren muss, dass ich falsch verstanden werden könnte etc.)

Aber es stimmt: Ich kann relativ plötzlich auf einer Wanderung von einem Gewitter überrascht werden und von einem Blitz getroffen werden. Und ich finde die Vorstellung absurd, dass meine Angehörigen künftig prüfen könnten, ob rechtzeitig eine Unwetterwarnung herausgegeben wurde, oder z.B. die Höhe einer Hinterbliebenenrente oder Auszahlung einer Lebensversicherung davon abhängig gemacht werden könnte, ob ich nicht hätte wissen können, dass ein Gewitter kommt. Eventuell könnte die Lebensversicherung auch versuchen, den Deutschen Wetterdienst um Schadensersatz anzugehen, da die Unwetterwarnung falsch kategorisiert worden wäre.

Dann würde man die Warnungen eskalieren, um das zu vermeiden.

Was die Versicherungen angeht, würde sich dann allerdings das Wesen einer Versicherung ad absurdum führen. Die Versicherung macht ja nur dann Sinn, wenn ein Risiko für den einzelnen unklar und nur für die große Population abschätzbar ist. Damit treten dann viele für einzelne ein.

Und hier kommt der Punkt, in dem das Schwarz-Weiß-Denken ans Ende kommt. Man kann schon auch gut nachvollziehen, dass die vielen, die dafür bezahlen, dass einzelne unterstützt werden, auch möchten, dass diese verantwortlich mit ihren Risiken umgehen…

Das heißt aber eben auch: Wer Risiken eingeht, muss tatsächlich auch die Konsequenzen in angemessener Weise selbst tragen können.

Da spürt man, dass es alles Verhandlungssache ist, und keine allgemeinen Regeln gelten können. Ich empfinde insgesamt eine geringere Bereitschaft, Risiken zu tragen, aber dabei eine große Diskrepanz zwischen den unterschiedlichen Bereichen. Und das kann ich nicht gut nachvollziehen:

Warum investiert man Milliarden (oder sind es inzwischen schon Größenordnungen mehr?) in die Bekämpfung einer Pandemie, die man vor 50 Jahren noch weitgehend ignoriert hätte (so habe ich das über eine schwere Grippewelle Ende der 60er Jahre gelesen), während sich parallel durch den Klimawandel abzeichnet, dass in den nächsten 50 Jahren man wahrscheinlich nur den Kopf darüber schütteln wird, warum man jetzt die Prioritäten so gesetzt hat?

Es ist wie bei Einzelpersonen in der Psychologie: Eine tiefsitzende Angst wird vermieden und auf eine sich direkt bietende Gelegenheit übertragen, bei der man den Eindruck hat, man sei nicht so ohnmächtig.

Es ist so, wie ich mich verhalte: Ich habe diffuse Existenzängste, das Gefühl, alles könnte verloren gehen und ich verschwinde, stattdessen sitze ich hier und schreibe diesen Text, was zwar völlig sinnlos ist, mir aber das Gefühl gibt, ich könnte etwas tun.

Das ist aber auch ein gutes Schlusswort und ein Anlass für einen Cut – damit ich heute den Tag gut hinbekomme, muss ich mich mal endlich dem Frühstück widmen…

Aufklärung

Zu der Frage, was ist Aufklärung, bitte ich, nochmal bei Kant nachzuschlagen. Nein, im Ernst, wahrscheinlich besser in der Wikipedia

Ich stehe vor der nun verhängten Ausgangssperre und frage mich, sind die denn komplett irre? Wie kommt man auf so einen Schwachsinn?

Warum bitte, soll eine Ausgangssperre von 0:00 Uhr bis 5:00 Uhr in irgend einer Form die Ausbreitung der Pandemie beeinflussen?

Oder von mir aus auch: Warum ist es ab 22:00 Uhr gefährlicher, mit einem Menschen, mit dem ich zusammen lebe, gemeinsam an die frische Luft zu gehen, so dass mir das unter Strafandrohung ab dieser Uhrzeit verboten wird?

Nun habe ich tatsächlich gelesen, dass es Studien gäbe, nach denen Ausgangssperren tatsächlich zu einem Rückgang der Infektionsraten geführt hätten. Es wird dann eingeräumt, dass allerdings andere Maßnahmen parallel durchgeführt worden seien, und daher die Zuordnung zu der Ausgangssperre nicht ganz klar sei.

Und ich postuliere jetzt mal einfach: Selbst wenn man in der Lage ist, in einer kontrollierten Studie nachzuweisen, dass nächtliche Ausgangssperren Infektionsraten zu senken, dann fordere ich im Sinne der (ich weiß, im Zeitalter der Paralleluniversen, Parallelwahrheiten, alternativen Fakten obsoleten) Aufklärung:

  • Dass die Nebenwirkungen sorgfältigst erfasst werden. Dazu gehören: psychische Belastungen der Bevölkerung, Lebensqualität auch im weiteren Sinne, Kriminalität (wenn man nur noch alleine unterwegs sein darf, gestalten sich Überfälle ja doch sehr viel einfacher), hier würden auch die schwer erfassbaren Spätfolgen der Belastungen hingehören (Risiko für psychische Erkrankungen, Stressfolgen in nachkommenden Generationen etc.) – wird man alles nicht herausbekommen können.
  • Unter Nebenwirkungen sind aber auch gesellschaftliche Nebenwirkungen zu fassen: Wie stark polarisiert die Maßnahme die Bevölkerung, wie entwickelt sich die Haltung gegenüber anderen Menschen, Bevölkerungsgruppen (z.B. Ordnungsamt/Polizei, Menschen mit/ohne Migrationshintergrund, Alte/Junge, Familien, Hundebesitzer, die wie ich gelesen habe, angeblich zum Gassigehen von der Ausgangssperre ausgenommen sein sollen),
  • Dass ein plausibler Wirkmechanismus gefunden wird.
  • Das dann eine angemessene Nutzen-Risiko-Abschätzung erfolgt.

Ich fürchte, dass es so sein wird, dass die allgemeine Angst und Ohnmacht angesichts der Freiheitseinschränkungen insgesamt das Aktivitätsniveau senkt, depressive Symptome und Antriebsminderung erzeugt, und somit wahrscheinlich tatsächlich wirkt. Eben auch völlig unabhängig davon, ob sich auch nur irgend ein Mensch zwischen 0:00 Uhr und 5:00 Uhr überhaupt mit dem Verbot anders verhält als sonst – ich bin da meistens sowieso nicht mehr unterwegs.

Und so komme ich zurück zur Aufklärung: Meiner Meinung nach gehören die 4 genannten Punkte komplett in die Öffentlichkeit. Ich bin strikt dagegen, dass man absichtlich Angst schürt, um bestimmte Ziele zu verfolgen, und diese Strategie dann verheimlicht. Können wir davon nicht endlich wegkommen? Transparenz und Offenheit hilft am besten gegen Verschwörungstheorien.

Und wenn jemand nun meint, die latente Unterstellung einer Strategie ist nun schon eine Verschwörungstheorie, ergänze ich: Aufklärung: Also los, untersucht die Mechanismen, handelt nicht blindlings, findet halbwegs plausible Erklärungen für das, was geschieht. Schaut auf die Folgen!

Zentren

Schade, schon wieder ein coronabezogener Beitrag, vielleicht hilft es, zu schreiben, dann kann es vielleicht anders werden.

Bin gerade auf dem Weg vom Bäcker (fast völlig verwaist alles, Sonntag morgens…) an einem Testzentrum vorbeigekommen und habe mich gefragt, warum man überhaupt überall Zentren – Impfzentren, Testzentren etc. – errichtet, um viele Menschen auf einmal zusammenzubringen.

Seit gestern herrscht Ausgangssperre Nachts, auch für Einzelpersonen von 0:00 Uhr bis 5:00 Uhr morgens (wenn ich es richtig verstanden habe, die Zeitung schrieb es bereits, auf der Internetpräsenz der Stadt stand gestern früh noch nichts).

Woher kommt die Annahme, dass die Gefahr von Neuinfektionen größer ist, wenn vereinzelte Menschen sich in der Zeit von 0:00 Uhr bis 5:00 Uhr draußen bewegen, als wenn hunderte aus verschiedensten Regionen sich zwar mit Maske und 1,5 m (2,5 ? ich war noch nicht drinnen und weiß nicht, wie es faktisch aussieht) Sicherheitsabstand in Innenräumen für eine Testung treffen. Für den Test muss ja die Maske auch abgenommen werden, einmal kräftig durch die potenziellen Viren gerührt werden, und dieses Konzentrat dann durch mindestens 1/2 Meter Raum befördert werden.

Ich hoffe es gibt Studien, die im Vergleich belegen können, dass das Risiko der nächtlichen Spaziergänge ausreichend größer ist, um derartige Verbote und Bußgelder zu rechtfertigen. Da stellen sich viele Fragen, die allerdings in ein anderes Kapitel gehören.

Zurück zu den Zentren. Ich frage mich (und Euch), wie es in anderen Ländern abläuft.

Die Erschaffung von Zentren irritiert mich sowieso schon seit geraumer Zeit, lange vor Corona. Vielleicht steckt in mir eine frühneuzeitliche Denkweise der Regionalisierung, vielleicht bin ich zu weit von einem zentralstaatlichen Denken entfernt? Oder ist es auch nur so, dass hier etwas an Zentralismus nachgeholt wird, was in anderen Bereichen Europas vor Jahrhunderten virulent war?

In Gedanken bin ich z.B. bei Schließungen von Grundschulen in dörflichen Gegenden, von Krankenhausschließungen und Fusionen. Achtung, alles was folgt sind keine exakten Fakten sondern nur grobe Erinnerungen, der wahrscheinlich aber auch nicht völlig falsche Widerhall in meinem Kopf. Es heißt, Krankenhäuser, die nicht ausreichend mit bestimmten Erkrankungen ausgelastet sind, auch nicht mehr kompetent genug sind, diese zu behandeln. Als Beispiel Schlaganfälle. Eine Behandlungseinheit muss bestimmte Mindestvoraussetzungen erfüllen, und auch eine Mindestanzahl von Fällen behandeln (sei es aus wirtschaftlichen Gründen oder aus konkreten Vorgaben). Da aber schnell behandelt werden muss, gilt es nun die weiteren Transporte zu organisieren. Das ist häufig ein Problem. Möglicherweise wollen Menschen aber auch gar nicht weit weg von ihren Angehörigen sein, wenn sie krank sind, ein nahe gelegenes Krankenhaus mag für viele wünschenswerter sein. Manche würden vielleicht auch gesundheitliche Risiken, so sie dann einigermaßen vertretbar wären, in Kauf nehmen, wenn sie in der Nähe ihres Zuhause behandelt würden, und vielleicht – in einem Kleinkrankenhaus war das gar nicht so unwahrscheinlich – sogar die Behandler kennen.

Da bin ich schon wieder bei einem anderen Thema: darf ich überhaupt noch selbst Risiken eingehen und über meine Risiken entscheiden? (Warum ist Autofahren noch nicht verboten? Ok, von mir aus: Warum ist Fahrradfahren noch nicht verboten?)

Ein letztes Mal zurück zu „Zentren“: Die Neigung zu Zentren korrespondiert ja doch stark mit Landflucht und Verstädterung. Aber da hierbei auch erhebliche Mobilität gefordert wird, sieht es mir doch so aus, dass diese Zentralisierung nur ein anderer Aspekt der Globalisierung ist. Die hohe Mobilität ermöglicht Zentralisierung und die Zentralisierung erfordert Mobilität. Mobilität kostet viel Energie, und egal wie sie produziert wird, ist das heikel. Hier bedeutet Mobilität klar CO2 -Ausstoß, egal, ob das eine oder andere Elektrofahrzeug dabei ist, vor allem so lange der meiste Strom hier immer noch fossil erzeugt wird.

Genug davon. Nun erst einmal frühstücken…