Inflation – Umverteilung von unten nach oben…

Schleichende Enteignung ist der Titel eines Kommentars aus der Zeit vom 4.8.22 von Kolja Rudzio. Und ich habe wieder mal etwas verstanden. Aufgrund des Konzeptes der Steuerprogression führt Inflation unmittelbar zu einer Verschiebung von Kaufkraft von geringer verdienenden zu Spitzenverdienern. Das war mir nicht so klar:

Inflation: Das Geld wird weniger wert – heißt: Die Güter werden teurer, die Löhne steigen (wahrscheinlich natürlich verzögert? davon würden bereits diejenigen profitieren, die das Geld unmittelbar über die Güter beziehen und keine Gehälter bekommen. Vermutlich ist der Absatz natürlich auch wieder geringer…). Wer kein Spitzenverdiener ist, rutscht in einen höheren Einkommensteuersatz. Nur wer Spitzenverdiener ist, also bereits den Spitzensteuersatz zahlt, erhält keine Steuererhöhung.

Das ist schräg. Oder direkter: massiv ungerecht.

Man könnte auch besonders das kalte Kotzen bekommen, dass der Spitzensteuersatz in den letzten Jahrzehnten wieder gesenkt worden ist.

URL https://tools.wmflabs.org/magnus-toolserver/commonsapi.php?image=Historie_Steuersätze_ESt_USt_D.jpg&thumbwidth=525 kann nicht abgerufen werden

 What about: Ein Steuermodell, dass das vermeidet?

Man müsste ein Modell entwickeln, dass mit steigendem Einkommen nicht einen Spitzensteuersatz erreicht, sondern mit steigendem Einkommen asymptotisch gegen 100 % geht.

Protest Protest – man kann doch nicht… Doch, man könnte. Vermutlich muss man aber die Besteuerung modifizieren.

Im Grunde kann man es ja auch so sehen: Einkommen, die die Kosten für einen „normalen“ Lebensunterhalt überschreiten, bedürfen der besonderen Rechtfertigung,. Damit meine ich jetzt keine juristisch genau fassbare Rechtfertigung. Hier gibt es Rechtfertigung im Spektrum von: Versorgung von Kindern, die kein eigenes Einkommen haben. Erhalt der psychischen Stabilität durch Freizeitaktivitäten. Vorsorge für eigene Situationen mit erhöhtem Bedarf und fehlendem Einkommen (Alter). Rücklagen. Subjektives Sicherheitsbedürfnis etc.

Das ist auch offensichtlich etwas, was einerseits die Gesellschaft von Menschen mit hohen Einkommen erwartet, andererseits auch etwas, das Menschen mit exorbitanten Einkommen von sich selbst erwarten: Verantwortung zu übernehmen. Das ist zwar ein Mix aus sozialem Engagement und Machtausübung, aber der soziale Aspekt wird zumindest gesehen und geäußert.

Im Idealfall ist es bereits jetzt so, dass massiv überschüssiges Einkommen oft gemeinnützig eingesetzt wird. Das könnte man zur Verpflichtung machen, dass z.B. bei Allerhöchstverdienern der Spitzensteuersatz unmittelbar als Einkommensteuer dem Staat zur Verfügung gestellt wird, und der Differenzbetrag zu dem Plus-Spitzensteuersatz unter Mitbestimmung des Verdieners eingesetzt werden könnte.

Z.B.: Einkommen von 1.000.000 € Brutto/ Jahr. Derzeit gehen als Einkommensteuer 550000 € / Jahr weg, 450000 € im Jahr bleiben übrig. (Werbungskosten, Betriebskosten sind ja bereits abgezogen – das ist tatsächlich das Geld für den Lebensunterhalt! Damit käme ich nicht nur aus, ich wüsste auch nicht, wie ich es für mich ausgeben sollte).

Angenommen, der Steuersatz wäre bei 90 % in dieser Einkommensstufe, dann wären 100000 € für den allgemeinen Lebensunterhalt (damit käme ich auch noch eher zu gut klar) und man würde 450000 € direkt an den Staat abführen und wäre verpflichtet, 450000 € gemeinnützig zu investieren.

Ich vermute ohnehin, dass die Menschen mit diesen Einkommen dies Geld investieren. Der Unterschied läge darin, dass hier mehr Transparenz entsteht, und eine Verpflichtung der Investitionen zur Gemeinnützigkeit bestünde. Ich glaube, das täte der Welt ziemlich gut…

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