Inflation – Umverteilung von unten nach oben…

Schleichende Enteignung ist der Titel eines Kommentars aus der Zeit vom 4.8.22 von Kolja Rudzio. Und ich habe wieder mal etwas verstanden. Aufgrund des Konzeptes der Steuerprogression führt Inflation unmittelbar zu einer Verschiebung von Kaufkraft von geringer verdienenden zu Spitzenverdienern. Das war mir nicht so klar:

Inflation: Das Geld wird weniger wert – heißt: Die Güter werden teurer, die Löhne steigen (wahrscheinlich natürlich verzögert? davon würden bereits diejenigen profitieren, die das Geld unmittelbar über die Güter beziehen und keine Gehälter bekommen. Vermutlich ist der Absatz natürlich auch wieder geringer…). Wer kein Spitzenverdiener ist, rutscht in einen höheren Einkommensteuersatz. Nur wer Spitzenverdiener ist, also bereits den Spitzensteuersatz zahlt, erhält keine Steuererhöhung.

Das ist schräg. Oder direkter: massiv ungerecht.

Man könnte auch besonders das kalte Kotzen bekommen, dass der Spitzensteuersatz in den letzten Jahrzehnten wieder gesenkt worden ist.

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Historische Entwicklung der Steuersätze in der Einkommensteuer (seit 1958) und Umsatzsteuer (seit 1968) – Historie Steuersätze ESt USt D.jpg () von Udo.Brechtel, CC-BY-SA-3.0,2.5,2.0,1.0.

 What about: Ein Steuermodell, dass das vermeidet?

Man müsste ein Modell entwickeln, dass mit steigendem Einkommen nicht einen Spitzensteuersatz erreicht, sondern mit steigendem Einkommen asymptotisch gegen 100 % geht.

Protest Protest – man kann doch nicht… Doch, man könnte. Vermutlich muss man aber die Besteuerung modifizieren.

Im Grunde kann man es ja auch so sehen: Einkommen, die die Kosten für einen „normalen“ Lebensunterhalt überschreiten, bedürfen der besonderen Rechtfertigung,. Damit meine ich jetzt keine juristisch genau fassbare Rechtfertigung. Hier gibt es Rechtfertigung im Spektrum von: Versorgung von Kindern, die kein eigenes Einkommen haben. Erhalt der psychischen Stabilität durch Freizeitaktivitäten. Vorsorge für eigene Situationen mit erhöhtem Bedarf und fehlendem Einkommen (Alter). Rücklagen. Subjektives Sicherheitsbedürfnis etc.

Das ist auch offensichtlich etwas, was einerseits die Gesellschaft von Menschen mit hohen Einkommen erwartet, andererseits auch etwas, das Menschen mit exorbitanten Einkommen von sich selbst erwarten: Verantwortung zu übernehmen. Das ist zwar ein Mix aus sozialem Engagement und Machtausübung, aber der soziale Aspekt wird zumindest gesehen und geäußert.

Im Idealfall ist es bereits jetzt so, dass massiv überschüssiges Einkommen oft gemeinnützig eingesetzt wird. Das könnte man zur Verpflichtung machen, dass z.B. bei Allerhöchstverdienern der Spitzensteuersatz unmittelbar als Einkommensteuer dem Staat zur Verfügung gestellt wird, und der Differenzbetrag zu dem Plus-Spitzensteuersatz unter Mitbestimmung des Verdieners eingesetzt werden könnte.

Z.B.: Einkommen von 1.000.000 € Brutto/ Jahr. Derzeit gehen als Einkommensteuer 550000 € / Jahr weg, 450000 € im Jahr bleiben übrig. (Werbungskosten, Betriebskosten sind ja bereits abgezogen – das ist tatsächlich das Geld für den Lebensunterhalt! Damit käme ich nicht nur aus, ich wüsste auch nicht, wie ich es für mich ausgeben sollte).

Angenommen, der Steuersatz wäre bei 90 % in dieser Einkommensstufe, dann wären 100000 € für den allgemeinen Lebensunterhalt (damit käme ich auch noch eher zu gut klar) und man würde 450000 € direkt an den Staat abführen und wäre verpflichtet, 450000 € gemeinnützig zu investieren.

Ich vermute ohnehin, dass die Menschen mit diesen Einkommen dies Geld investieren. Der Unterschied läge darin, dass hier mehr Transparenz entsteht, und eine Verpflichtung der Investitionen zur Gemeinnützigkeit bestünde. Ich glaube, das täte der Welt ziemlich gut…

Flatten the curve

Warum ich gerade jetzt daran denken muss, weiß ich nicht.

Ich erinner mich noch daran, wie im März 2020 gesagt wurde. Wir können das ohnehin nicht stoppen. Wir werden uns fast alle Infizieren, es geht nur darum, es zu verlangsamen („flatten the curve“), dann werden die Intensivstationen nicht dekompensieren und man kann die schweren Fälle besser behandeln.

Die Kurve ist dann extrem viel flacher ausgefallen als erwartet, was offensichtlich dazu geführt hat, dass viele mutierte Virustypen auf weiterhin auf eine Bevölkerung trifft, die bislang noch überhaupt keinen Kontakt zum Virus hatte. Bielefeld ist aktuell ziemlich dunkelrot markiert, aber bisher haben lt. Robert-Koch-Institut immer noch keine 5 % der Bevölkerung eine Corona-Infektion in den letzten 1 1/2 Jahren gehabt (4,88 % zum 14.8.21).

Wenn die Impfung tatsächlich so schlecht gegen die Infektion wirkt, sind über 95 % der Bevölkerung problemlos infizierbar. Zumal viele Impfungen inzwischen ja auch mehr als 1/2 Jahr her sind.

Die ganzen Maßnahmen sind weiter eingreifend und bunt. Ich bin das sonst aus der Medizin wirklich nicht mehr gewöhnt, dass nach Gutdünken alles ausprobiert wird, was vielleichthelfen könnte, und wenn’s das nicht tut, ein bisschen mehr Druck gemacht – nach dem Motto „viel hilft viel“. Eigentlich macht man doch heute in der Medizin nur noch das was, Evidenzbasiert gut genug abgesichert ist, am besten im Doppelblindversuch, aber doch zumindest mit einer Kontrollgruppe, wenn es nicht anders geht. Allein schon weil man, wenn man das nicht täte, wegen grober Verletzung der Sorgfaltspflicht drangekriegt würde.

Schade, dass das nicht für die aktuellen bevölkerungsweiten Maßnahmen gilt. Aber hier werden ja auch nicht nur wenige Menschen „behandelt“, sondern viele Millionen, und da alle dann in einem Boot sitzen kann man sich schwerer wehren. (?, das ist völlig unlogisch). Schade, dass das nicht so schnell erfasst wird. (Aber ich frage mich, ob das nicht schon fast signifikant ist, dass wir in den letzten über 10 Jahren in einer Teamsitzung nie mehr als einen Fall bzgl. Unterstützung Hinterbliebener nach Suizid hatten, und letzte Woche in einer Sitzung drei. Zufall, solange es dabei bleibt. Und die Ursachen sind ja auch völlig unklar.)

Aktuell: Man stellt fest: die Impfungen helfen gar nicht so gut. Also wird mehr Druck auf die Ungeimpften ausgeübt, dass sie sich endlich impfen lassen. Es ist immerhin gut, dass die Tests für die geimpften kostenlos bleiben. Weil ja die Impfungen nicht gut funktionieren, muss man ja auch besonders die geimpften weiter testen. (Aber das verlangt doch gar keiner…)

Ok, zugegeben, die Impfungen helfen nicht besonders gut, die Ausbreitung des Virus zu stoppen, aber schwere Verläufe sind doch so wie ich es verstanden habe, deutlich seltener. Alles klar: Deswegen werden jetzt auch die Kinder verstärkt geimpft. Nein, das ist auch nicht logisch, die Kinder haben doch gar nicht so sehr die schweren Verläufe. Oder wie nun.

Logisch und zielgerichtet erscheint mir das nicht. Und das ist ja beruhigend. Das spricht nämlich sehr klar dafür, dass keine der Verschwörungstheorien auch nur ansatzweise plausibel ist. Im Prinzip haben wir es doch nur mit kopfloser Panik zu tun, und das ist uns vertraut, das ist nichts neues.

Also sollten wir diesen ganzen Quatsch ein bisschen weniger gewichten und die ernsten Probleme in den Fokus nehmen, die uns eher bedrohen könnten, nämlich die inzwischen in eine eigendynamische Steigerung einmündende Zerstörung unserer Umwelt.

… und ich muss Essen machen… die Familie mosert. 😉

Wasser

Warum investiert man Milliarden (oder sind es inzwischen schon Größenordnungen mehr?) in die Bekämpfung einer Pandemie, die man vor 50 Jahren noch weitgehend ignoriert hätte (so habe ich das über eine schwere Grippewelle Ende der 60er Jahre gelesen), während sich parallel durch den Klimawandel abzeichnet, dass in den nächsten 50 Jahren man wahrscheinlich nur den Kopf darüber schütteln wird, warum man jetzt die Prioritäten so gesetzt hat?

aus meinem Post Risiko vom 1. Mai…

Ich bin entsetzt… natürlich war mir klar, dass es nicht 50 Jahre dauern wird, dass klar wird, dass die Prioritäten anders gesetzt werden müssen, aber dass die Ohrfeige so schnell kommt, erschrickt mich doch sehr…

Es kostet mich schon große Anstrengung, nicht starr zu werden, und das wird eine der größten Herausforderung für jeden einzelnen, aber auch für die Gesellschaft sein: die Augen offen zu behalten, ausreichend weit sehen und spüren zu können, ohne in Lähmung zu fallen – offen zu bleiben, nicht zu spalten, selbst ganz zu bleiben.

Zentren

Schade, schon wieder ein coronabezogener Beitrag, vielleicht hilft es, zu schreiben, dann kann es vielleicht anders werden.

Bin gerade auf dem Weg vom Bäcker (fast völlig verwaist alles, Sonntag morgens…) an einem Testzentrum vorbeigekommen und habe mich gefragt, warum man überhaupt überall Zentren – Impfzentren, Testzentren etc. – errichtet, um viele Menschen auf einmal zusammenzubringen.

Seit gestern herrscht Ausgangssperre Nachts, auch für Einzelpersonen von 0:00 Uhr bis 5:00 Uhr morgens (wenn ich es richtig verstanden habe, die Zeitung schrieb es bereits, auf der Internetpräsenz der Stadt stand gestern früh noch nichts).

Woher kommt die Annahme, dass die Gefahr von Neuinfektionen größer ist, wenn vereinzelte Menschen sich in der Zeit von 0:00 Uhr bis 5:00 Uhr draußen bewegen, als wenn hunderte aus verschiedensten Regionen sich zwar mit Maske und 1,5 m (2,5 ? ich war noch nicht drinnen und weiß nicht, wie es faktisch aussieht) Sicherheitsabstand in Innenräumen für eine Testung treffen. Für den Test muss ja die Maske auch abgenommen werden, einmal kräftig durch die potenziellen Viren gerührt werden, und dieses Konzentrat dann durch mindestens 1/2 Meter Raum befördert werden.

Ich hoffe es gibt Studien, die im Vergleich belegen können, dass das Risiko der nächtlichen Spaziergänge ausreichend größer ist, um derartige Verbote und Bußgelder zu rechtfertigen. Da stellen sich viele Fragen, die allerdings in ein anderes Kapitel gehören.

Zurück zu den Zentren. Ich frage mich (und Euch), wie es in anderen Ländern abläuft.

Die Erschaffung von Zentren irritiert mich sowieso schon seit geraumer Zeit, lange vor Corona. Vielleicht steckt in mir eine frühneuzeitliche Denkweise der Regionalisierung, vielleicht bin ich zu weit von einem zentralstaatlichen Denken entfernt? Oder ist es auch nur so, dass hier etwas an Zentralismus nachgeholt wird, was in anderen Bereichen Europas vor Jahrhunderten virulent war?

In Gedanken bin ich z.B. bei Schließungen von Grundschulen in dörflichen Gegenden, von Krankenhausschließungen und Fusionen. Achtung, alles was folgt sind keine exakten Fakten sondern nur grobe Erinnerungen, der wahrscheinlich aber auch nicht völlig falsche Widerhall in meinem Kopf. Es heißt, Krankenhäuser, die nicht ausreichend mit bestimmten Erkrankungen ausgelastet sind, auch nicht mehr kompetent genug sind, diese zu behandeln. Als Beispiel Schlaganfälle. Eine Behandlungseinheit muss bestimmte Mindestvoraussetzungen erfüllen, und auch eine Mindestanzahl von Fällen behandeln (sei es aus wirtschaftlichen Gründen oder aus konkreten Vorgaben). Da aber schnell behandelt werden muss, gilt es nun die weiteren Transporte zu organisieren. Das ist häufig ein Problem. Möglicherweise wollen Menschen aber auch gar nicht weit weg von ihren Angehörigen sein, wenn sie krank sind, ein nahe gelegenes Krankenhaus mag für viele wünschenswerter sein. Manche würden vielleicht auch gesundheitliche Risiken, so sie dann einigermaßen vertretbar wären, in Kauf nehmen, wenn sie in der Nähe ihres Zuhause behandelt würden, und vielleicht – in einem Kleinkrankenhaus war das gar nicht so unwahrscheinlich – sogar die Behandler kennen.

Da bin ich schon wieder bei einem anderen Thema: darf ich überhaupt noch selbst Risiken eingehen und über meine Risiken entscheiden? (Warum ist Autofahren noch nicht verboten? Ok, von mir aus: Warum ist Fahrradfahren noch nicht verboten?)

Ein letztes Mal zurück zu „Zentren“: Die Neigung zu Zentren korrespondiert ja doch stark mit Landflucht und Verstädterung. Aber da hierbei auch erhebliche Mobilität gefordert wird, sieht es mir doch so aus, dass diese Zentralisierung nur ein anderer Aspekt der Globalisierung ist. Die hohe Mobilität ermöglicht Zentralisierung und die Zentralisierung erfordert Mobilität. Mobilität kostet viel Energie, und egal wie sie produziert wird, ist das heikel. Hier bedeutet Mobilität klar CO2 -Ausstoß, egal, ob das eine oder andere Elektrofahrzeug dabei ist, vor allem so lange der meiste Strom hier immer noch fossil erzeugt wird.

Genug davon. Nun erst einmal frühstücken…