Zentren

Schade, schon wieder ein coronabezogener Beitrag, vielleicht hilft es, zu schreiben, dann kann es vielleicht anders werden.

Bin gerade auf dem Weg vom Bäcker (fast völlig verwaist alles, Sonntag morgens…) an einem Testzentrum vorbeigekommen und habe mich gefragt, warum man überhaupt überall Zentren – Impfzentren, Testzentren etc. – errichtet, um viele Menschen auf einmal zusammenzubringen.

Seit gestern herrscht Ausgangssperre Nachts, auch für Einzelpersonen von 0:00 Uhr bis 5:00 Uhr morgens (wenn ich es richtig verstanden habe, die Zeitung schrieb es bereits, auf der Internetpräsenz der Stadt stand gestern früh noch nichts).

Woher kommt die Annahme, dass die Gefahr von Neuinfektionen größer ist, wenn vereinzelte Menschen sich in der Zeit von 0:00 Uhr bis 5:00 Uhr draußen bewegen, als wenn hunderte aus verschiedensten Regionen sich zwar mit Maske und 1,5 m (2,5 ? ich war noch nicht drinnen und weiß nicht, wie es faktisch aussieht) Sicherheitsabstand in Innenräumen für eine Testung treffen. Für den Test muss ja die Maske auch abgenommen werden, einmal kräftig durch die potenziellen Viren gerührt werden, und dieses Konzentrat dann durch mindestens 1/2 Meter Raum befördert werden.

Ich hoffe es gibt Studien, die im Vergleich belegen können, dass das Risiko der nächtlichen Spaziergänge ausreichend größer ist, um derartige Verbote und Bußgelder zu rechtfertigen. Da stellen sich viele Fragen, die allerdings in ein anderes Kapitel gehören.

Zurück zu den Zentren. Ich frage mich (und Euch), wie es in anderen Ländern abläuft.

Die Erschaffung von Zentren irritiert mich sowieso schon seit geraumer Zeit, lange vor Corona. Vielleicht steckt in mir eine frühneuzeitliche Denkweise der Regionalisierung, vielleicht bin ich zu weit von einem zentralstaatlichen Denken entfernt? Oder ist es auch nur so, dass hier etwas an Zentralismus nachgeholt wird, was in anderen Bereichen Europas vor Jahrhunderten virulent war?

In Gedanken bin ich z.B. bei Schließungen von Grundschulen in dörflichen Gegenden, von Krankenhausschließungen und Fusionen. Achtung, alles was folgt sind keine exakten Fakten sondern nur grobe Erinnerungen, der wahrscheinlich aber auch nicht völlig falsche Widerhall in meinem Kopf. Es heißt, Krankenhäuser, die nicht ausreichend mit bestimmten Erkrankungen ausgelastet sind, auch nicht mehr kompetent genug sind, diese zu behandeln. Als Beispiel Schlaganfälle. Eine Behandlungseinheit muss bestimmte Mindestvoraussetzungen erfüllen, und auch eine Mindestanzahl von Fällen behandeln (sei es aus wirtschaftlichen Gründen oder aus konkreten Vorgaben). Da aber schnell behandelt werden muss, gilt es nun die weiteren Transporte zu organisieren. Das ist häufig ein Problem. Möglicherweise wollen Menschen aber auch gar nicht weit weg von ihren Angehörigen sein, wenn sie krank sind, ein nahe gelegenes Krankenhaus mag für viele wünschenswerter sein. Manche würden vielleicht auch gesundheitliche Risiken, so sie dann einigermaßen vertretbar wären, in Kauf nehmen, wenn sie in der Nähe ihres Zuhause behandelt würden, und vielleicht – in einem Kleinkrankenhaus war das gar nicht so unwahrscheinlich – sogar die Behandler kennen.

Da bin ich schon wieder bei einem anderen Thema: darf ich überhaupt noch selbst Risiken eingehen und über meine Risiken entscheiden? (Warum ist Autofahren noch nicht verboten? Ok, von mir aus: Warum ist Fahrradfahren noch nicht verboten?)

Ein letztes Mal zurück zu „Zentren“: Die Neigung zu Zentren korrespondiert ja doch stark mit Landflucht und Verstädterung. Aber da hierbei auch erhebliche Mobilität gefordert wird, sieht es mir doch so aus, dass diese Zentralisierung nur ein anderer Aspekt der Globalisierung ist. Die hohe Mobilität ermöglicht Zentralisierung und die Zentralisierung erfordert Mobilität. Mobilität kostet viel Energie, und egal wie sie produziert wird, ist das heikel. Hier bedeutet Mobilität klar CO2 -Ausstoß, egal, ob das eine oder andere Elektrofahrzeug dabei ist, vor allem so lange der meiste Strom hier immer noch fossil erzeugt wird.

Genug davon. Nun erst einmal frühstücken…

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